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Wie kann man der Dürre in Deutschland entgegensteuern?

Die Auswirkungen von Dürrephasen machen sich auch in den Grundwasserständen sichtbar. Zwar ist Deutschland grundsätzlich ein wasserreiches Land, allerdings muss ein Umdenken im Umgang mit Wasser geschehen und nach zukunftsorientierten Ansätzen der Wasserversorgung geforscht werden.

von | 19.06.23

Auf dem Deutschen Talsperrensymposium im Juli 2023 am Bodensee diskutiert das Deutsche Talsperrenkomitee unter anderem die Auswirkungen der Dürrephasen in Deutschland.
Bildquelle: AdobeStock/sawitreelyaon
Dürre

Die Auswirkungen von Dürrephasen machen sich auch in den Grundwasserständen sichtbar. Zwar ist Deutschland grundsätzlich ein wasserreiches Land, allerdings muss ein Umdenken im Umgang mit Wasser geschehen und nach zukunftsorientierten Ansätzen der Wasserversorgung geforscht werden.

Wasser muss nachhaltig genutzt werden

„In etwa 20 Jahren haben wir vielleicht das gleiche Problem wie Spanien oder Italien heute bereits, wenn wir Wasser als Ressource nicht gezielt und nachhaltig nutzen“, so Prof. Dr.-Ing. habil. Dirk Carstensen, Präsident des Deutschen Talsperrenkomitee e. V. (DTK).

Schon jetzt lassen sich die Auswirkungen der Dürrephasen der letzten Jahre im Zusammenhang mit der Nutzung des Grundwassers im tiefen Boden in Deutschland feststellen. „Nun müssen wir gegenwärtig für Deutschland jedoch nicht global von Wasserstress sprechen“, ordnet er ein,

„Es muss aber betont werden, dass es infolge ungleich verteilten Niederschlages regionale und saisonale Unterschiede für die verschiedenen Landesteile gibt. Wir müssen Regionen identifizieren, in denen langfristig Wasserstress eintreten könnte.“

Dürre: Es steht weniger Wasser zur Verfügung

Im internationalen Maßstab kann Deutschland grundsätzlich als ein wasserreiches Land eingestuft werden. Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass seit Anfang der 90-iger Jahre der Wassernutzungsindex rückläufig ist. Dieser Index beurteilt die Auswirkungen auf die Wasserentnahmen im Vergleich zu den erneuerbaren Wasserressourcen und liegt gegenwärtig bei ca. 11 %. Kritisch wird der Wert ab 20 %– dann würde sich der sogenannte Wasserstress einstellen.

Infolge der Klimaänderung hat sich in der gleichen Zeit in Deutschland ein Defizit zwischen dem Niederschlag und den Zuflüssen im Vergleich mit der Verdunstung sowie den Abflüssen unter Berücksichtigung des Wasserverbrauchs ausgebildet. Tatsächlich stehen uns aktuell ca. 15 Mrd. m³ Wasser weniger zur Verfügung. Dieser Verlust an Wasser tritt hauptsächlich im zum Teil extremen Absinken der Grundwasserstände zutage, die allerdings dem Großteil der Bevölkerung visuell verborgen bleiben.

Die regionalen Unterschiede des vorhandenen Wassers in Deutschland sind bekannt. Sie können durch Talsperren und angeschlossene Verteilersysteme ausgeglichen werden. Gegenwärtig werden ca. 10 % der Bevölkerung mit aufbereitetem Wasser aus Talsperren versorgt. Dafür werden jährlich rund 570 Mio. m³ Wasser bereitgestellt. Perspektivisch gesehen, wird sich die Nachfrage deutlich erhöhen.

Können Talsperren die Lösung sein?

„Der Bedarf an weiteren Talsperren in Deutschland wird durch die Betreiber und Wasserversorger durchaus regelmäßig diskutiert und betont“, erklärt Carstensen.

„Das Problem ist nur die nicht vorhandene Priorisierung von Talsperren in Politik und Öffentlichkeit. Dadurch kommt es zumeist noch nicht einmal zur Umsetzung von Machbarkeitsstudien, geschweige denn von Vor- und Genehmigungsplanungen einschließlich aller relevanten Prüfungen. Realität sind vielmehr langwierige Genehmigungs- und Einspruchsverfahren, die Initiativen jahrelang verzögern oder zum Scheitern bringen.“

Die letzte neu errichtete Talsperre, die Talsperre Leibis/Lichte in Thüringen, wurde im Jahre 2006 eingeweiht.

Auf dem Deutschen Talsperrensymposium vom 04.-06. Juli 2023 in Lindau am Bodensee möchte das Deutsche Talsperrenkomitee den Blick unter anderem auf dieses Thema lenken: Unter dem Motto „Mit Talsperren nachhaltig in die Zukunft“ diskutieren Experten die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ressource Wasser, die vielseitigen Nutzungs- und Sanierungsmöglichkeiten von Talsperren sowie die Anpassungsvarianten von Stauanlagen an Trockenheit und Dürre.

Dirk Carstensen ist es anlässlich dieser Tagung wichtig zu betonen: „Die Dürre kommt näher und wir müssen uns darüber Gedanken machen. Warum sollte man nicht präventiv neue Talsperren bauen, vorhandene vergrößern oder Regenrückhaltebecken nutzen? Wir brauchen ein Umdenken in unserem Umgang mit dem Wasser!“

Weitere Informationen gibt es in einer Online-Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Talsperrensymposium am 4.7. um 10.45 Uhr.

Zur Webseite des Talsperrensymposiums

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