Wer auf Langeoog zum ersten Mal Trinkwasser aus dem Hahn fließen lässt, ist unter Umständen irritiert. Das Nass, das hier aus der Leitung strömt, weißt eine leichte Gelbfärbung auf. Das liegt an den in ihm gelösten unbedenklichen Huminstoffen. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit: Gefördert wird das Wasser auf Langeoog aus einer sogenannten Süßwasserlinse. Seit 30 Jahren ist der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) für die Trinkwasserversorgung der Insulaner und ihrer Gäste verantwortlich.
„Langeoog war 1992 die vierte Ostfriesische Insel, die sich dem OOWV anschloss“, berichtet Christoph Kraft, Regionalleiter des OOWV für die Landkreise Friesland und Wittmund. „Im Vorfeld gab es immer wieder Verkeimungen des Trinkwassers, das deshalb dauerhaft mit Chlor behandelt werden musste.“
Der OOWV wurde zu Rate gezogen und fand die Ursache u.a. in undichten Brunnenköpfen, erinnert sich Olaf Sommer, der damals als Mitarbeiter im Wasserwerk der Insel tätig war und heute Anlagenkoordinator des OOWV-Wasserwerks Langeoog ist: „Der OOWV hatte ganz andere Möglichkeiten und mehr Erfahrung mit solchen Dingen. Das liegt in der Natur der Sache. Die Pläne, die Insel an die Trinkwasserversorgung des Festlands anzubinden, konnten damit wieder in die Schublade zurück. Sie hätten zu einer starken Erhöhung des Wasserpreises auf der Insel geführt.“
Die Trinkwasserpreiserhöhung fiel also aus, stattdessen entschloss sich die Inselgemeinde, dem OOWV beizutreten. Das zahlte sich aus: Die Förderbrunnen wurden umgehend saniert, die Verkeimung und damit die Chlorung hatten ein Ende.

Die Süßwasserlinse und die Wasserförderung, grafisch dargestellt. Quelle: OOWV
„In den Jahren darauf wurde das Wasserwerk modernisiert und mit zusätzlichen Anlagen ausgestattet. Außerdem wurde das gesamte Rohrnetz erneuert“, weiß Olaf Sommer, der zusammen mit seinen Kollegen seither auch die Süßwasserlinse unter der Insel im Blick behält. Da Süßwasser leichter ist als Salzwasser, schwimmt es auf diesem auf und bildet die lebensspendende Linse. Zur Hochsaison, wenn Zehntausende Touristen auf die Inseln strömen und besonders viel Wasser verbraucht wird, schrumpft sie, im Winter dagegen füllt sie sich bei vielen Niederschlägen wieder auf. Um ihr Süßwasserreservoir zu schützen, achten die Insulaner genau auf den Zustand ihrer Dünen. Diese halten bei Sturmfluten das salzige Nordseewasser ab, das sonst die Förderbrunnen verunreinigen könnte. Die Sandschichten der Dünen, auf die der Regen fällt, filtern das Wasser auf natürliche Weise. Da auf der Insel Einträge aus Industrie oder Landwirtschaft fehlen, kann hochwertiges Trinkwasser gewonnen werden.
„Wir sind sehr zufrieden mit der Aufgabenteilung“, bekräftigt Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn die gute Zusammenarbeit von Kommune und Wasserverband. „Wir wissen, was wir am OOWV haben und ich denke, der OOWV schätzt auch uns als Partner.“
(Quelle: OOWV)