Es regnet nicht weniger, aber anders verteilt. Nach Aussagen der Klimaforschung findet derzeit eine Verschiebung von etwa 25 % vom Sommer- ins Winterhalbjahr statt. Eine Folge davon: In der Vegetationsphase wird beispielsweise in der Landwirtschaft zunehmend Feldberegnung notwendig. Dies führt zu einer stärkeren Beanspruchung des Wasserhaushaltes.
Hier setzt ein gemeinsames Pilotprojekt zum integralen Wassermanagement der Friesoyther Wasseracht und des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) an. In der Bauernschaft Pehmertange haben die Partner die klimaangepasste Bewirtschaftung von Oberflächengewässer in den Blick genommen. Dabei wollen sie herausfinden, inwieweit das zeitweise Anstauen von Entwässerungsgräben zu einem verbesserten Wasserrückhalt führt – und damit verbunden zu einer Stabilisierung des oberflächennahen Grundwasserhaushaltes.
Ein besonderes Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis über das Zusammenspiel von Oberflächenwasser und Grundwasser mit allen am Wasserhaushalt beteiligten Akteuren zu erlangen. Hier spielen insbesondere die Flächenbewirtschafter mit ihren Erfahrungen eine große Rolle. Das Niedersächsische Umweltministerium fördert die Untersuchungen über die N-Bank. Dort ist es verzeichnet als NaWaPeh, was für „Nachhaltiges Wasserressourcenmanagement für Pehmertange“ steht. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist eine externe Moderation und Begleitung des Prozesses durch einen Mediator.
Ein bedeutsamer Schritt des laufenden Projekts ist nun erfolgt. „Im Friesoyther Moorgraben hat unser Bauhof eine Stauanlage eingerichtet“, sagt Martin Windhaus, Geschäftsführer der Friesoyther Wasseracht. Stauversuche sollen Erkenntnisse zu Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt liefern.
„Wir nehmen dabei außerdem den Bodenwasserhaushalt der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen in den Blick“, fügt er hinzu. Das Projektgebiet ist rund 400 Hektar groß.
„Wir gehen von einem positiven Effekt des Aufstauens auf die Grundwasserneubildung aus“, berichtet Uwe Sütering, OOWV-Abteilungsleiter für Wasserbewirtschaftung und Wasserrechte. Dies wäre ein wichtiger Beitrag für die Stabilisierung des Grundwasserhaushaltes und damit für eine nach wie vor sichere Trinkwasserversorgung. Im besten Fall entfalle so die Notwendigkeit der Feldberegnung oder diese werde zumindest erheblich eingeschränkt.
„Gegenwärtig verzeichnet der OOWV steigende Trinkwasserabgaben, auf die wir in vielfältiger Weise reagieren“, berichtet Uwe Sütering. Dazu zählen u.a. mehrere Vorhaben der Wasserwiederverwendung. „Die Rückhaltung von Winterniederschlägen ist ein weiterer wichtiger Ansatz, um die lebenswichtige Ressource Grundwasser zu schützen“, betont Stefan Krauß, Regionalleiter des OOWV im Landkreis Cloppenburg.
„Bislang sind wir in dieser Region hinsichtlich Wassermengen auf Entwässerung ausgerichtet“, sagt hierzu Martin Windhaus. Die gemeinsamen Untersuchungen mit dem OOWV setzen hingegen jetzt darauf, die zunehmenden Niederschläge in den Wintermonaten nicht ungenutzt abzuführen. Stattdessen sollen sie zur Grundwasserneubildung beitragen. „Die Auswirkungen der Klimaveränderungen machen Anpassungsstrategien erforderlich“, unterstreicht Stefan Krauß.
Die Stauanlage ist zunächst auf drei Jahre befristet. Mit Beginn des Staubetriebs hat die Erfassung der Wasserstände am Wehr begonnen. Die aktuellen Messungen zeigen erste Effekte auf die Grundwasserstände.
(Quelle: OOWV)