Die 24. LIPPUNER FACHTAGUNG, organisiert von Jeannette Lippuner, findet am 17. November 2022 zum ersten Mal in Baden statt. An der eintägigen Fachtagung Wasser werden über 300 Besucher und bis zu 70 Aussteller aus dem In- und Ausland erwartet.
„Wassertag“ mit dem aktuellen Thema Netzspülungen
Das Versorgungsnetz gehört zur zentralen Infrastruktur jeder Wasserversorgung. Die kilometerlangen Leitungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass beim Konsumenten jederzeit Wasser aus dem Hahn fließt. Dieses Wasser muss die gemäss Lebensmittelgesetzgebung geforderte Qualität aufweisen. Diese Qualität kann nur erbracht werden, wenn auch die Leitungen die notwendige Hygiene erfahren. Sei dies beim Bau und der Inbetriebnahme, während Reparaturarbeiten oder bei Unterhaltsmaßnahmen.
Jeder Wasserversorger spült sein Netz auf die eine oder andere Weise in mehr oder weniger definierten Zeitabständen. Bei der Durchführung von Spülungen ist es zentral, dass mit einer klaren Wasserfront gespült wird. Dies setzt sehr gute Kenntnisse des Netzes wie auch der hydraulischen Gegebenheiten voraus. Die Öffnung des falschen Schiebers zum falschen Zeitpunkt kann ungeahnte Folgen mit sich ziehen. Die angestrebte Reinigungswirkung wird zur Verschmutzungsfalle. Aufgrund dessen ist es ratsam, Spülungen als systematisch aufgebaute Reinigungsmaßnahme durchzuführen. Doch bereits beim Rohrleitungsbau müssen die Handgriffe richtig gemacht werden, um nachher nicht eine ungewollte Kontamination des Netzes beklagen zu müssen.
Das diesjährige Tagungsthema dürfte für verschiedenste Akteure im Trinkwasserbereich von Interesse sein. Betreibern von Versorgungen, politischen Entscheidungsträgern und Aufsichtsbehörden wie auch Planern, Ingenieuren, Bauleitern und Industrievertretern wird aufgezeigt, welches die zentralen Punkte bei systematischen Netzspülungen wie auch beim Rohrleitungsbau sind.
Im ersten Themenblock führt Olaf Denoth, Technologiezentrum Wasser (TZW) in Dresden, in die zustandsorientierte Spülung von Trinkwassernetzen ein. Es wird ausgeführt, wie sich leicht mobilisierbare Ablagerungen bilden und unter welchen Bedingungen diese mobilisiert werden. Die Ablagerungen sollten aus dem Leitungsnetz entfernt werden, bevor diese zu einer Beeinträchtigung der Wasserqualität führen. Mit dem Ansatz der zustandsorientierten Spülung wird das Spülintervall auf Basis der Geschwindigkeit der Bildung von Ablagerungen in den Leitungen definiert. Anhand dieser Methodik wird aufgezeigt, nach welcher Betriebsdauer und wie die Leitungen zu spülen sind.
In jedem Trinkwassernetz befinden sich Ablagerungen. Diese sind oftmals für Kundenbeschwerden verantwortlich und stellen ein wesentliches Risiko für Braunwasserereignisse dar. Matthias Lohmann, TZW in Dresden, erläutert, welche Rolle dabei kontinuierliche Trübungsmessungen im Netz spielen. Mit systematischen und anhaltend erfassten Prozessen in Trinkwassernetzen können diese bewertet werden. Es wird aufgezeigt, wie die Ergebnisse als Grundlage für Rehabilitations- und Netzspülentscheidungen genutzt werden können.
Soll mehr als ein einzelner Leitungsstrang gespült werden, empfiehlt sich die Erarbeitung eines Spülplans. Ohne detaillierte Planung besteht die Gefahr, dass Ablagerungen aus vorgelagerten oder ungereinigten Abschnitten mobilisiert werden und diese das Netz ungewollt verschmutzen. Thomas Zemp, Kulturingenieur ETH bei der uli lippuner AG in Sargans, zeigt auf, weshalb ein Spülplan Sinn macht und wie mit Hilfe von Hydraulikprogrammen schließlich die notwendigen Parameter festgelegt werden können. Der ganze Prozess findet seinen Abschluss in der erfolgreichen Umsetzung im Feld.
Im zweiten Themenblock zeigt Kantonschemiker Peter Brodmann, Liestal, anhand eines eindrücklichen Falles aus der Praxis auf, welche Rolle Spülungen und Systeme zur Chlorung spielen können. Beim Ersatz eines Leitungsabschnittes wurde die Leitung vorschriftsgemäß einer Druckprobe unterzogen, gespült und Proben genommen. Obwohl die Leitung offiziell nie freigegeben wurde, passierte der Supergau. Verschiedene Netzproben wiesen plötzlich viel zu hohe Werte von E. Coli auf. Es resultierte ein Abkochgebot für sechs Gemeinden. Was lief schief?
Bei Bau- und Reparaturarbeiten von Rohrleitungen gilt es Verunreinigungen zu verhindern. Dabei beginnen die zu treffenden Maßnahmen nicht erst bei der Inbetriebnahme der Leitungen. Kann auf eine Spülung und Desinfektion vollständig verzichtet werden, wenn alles richtig läuft? Und was geschieht, wenn einfach alles misslingt? Mit praktischem Fachwissen erklärt Martin Haas, Eidg. Dipl. Brunnenmeister, Wasserversorgung Kriens, verschiedene Vorgehensweisen und weist auf mögliche Hürden hin.
Die Tagesmoderation wird von Jeannette Lippuner, Spezialistin in Wasserrecht, übernommen. Die Verabschiedung und Diskussion führt Roberto Pianta, dipl. Ing. ETH. Das detaillierte Tagungsprogramm mit Referenten und Themen finden Sie unter www.lipartner.ch.
Auch dieses Jahr profitieren die Besucher von Vorträgen exzellenter Referenten aus Verwaltung, Privatwirtschaft und angewandter Forschung und von einem umfassenden Überblick über Produkte und Dienstleistungen aus der Wasserbranche in der Leistungsshow. Der Veranstalter freut sich zusammen mit den Referierenden, Sie im Trafo Baden begrüßen zu dürfen.
Weitere Informationen: Lippuner Fachtagung, LIPartner AG, Sargans, Schweiz, Tel +41 81 710 41 20, fachtagung@lipartner.ch, www.lipartner.ch