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Wie extreme Wetterereignisse unser Grundwasser beeinflussen

Extreme Wetterereignisse gefährden die Qualität und Stabilität des Grundwassers, wie eine Langzeitstudie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie zeigt. Besonders nach Dürren können Schadstoffe schneller in tiefere Bodenschichten gelangen und die Wassersicherheit für Milliarden Menschen bedrohen.

von | 24.01.25

Quelle: Pixabay/ ThorstenF
Niedrigwasser; Dürre; Trocken

Innerhalb des achtjährigen Analysezeitraums identifizierten die Wissenschaftler:innen übereinstimmende langfristige Trends: Zunehmende Mengen an organischen Substanzen, die von der Oberfläche stammen und sich im Grundwasser ansammeln, sowie sinkende Grundwasserspiegel. Darüber hinaus konnten sie eine eindeutige Korrelation zwischen der zunehmenden Verschmutzung des Wassers und extremen Wetterereignissen, insbesondere der Dürre im Jahr 2018, feststellen.

Neue Methode zur Erkennung von Grundwasserveränderungen

Die neue Methode kann Veränderungen der Grundwasserqualität wesentlich empfindlicher erkennen als die üblicherweise angewandte Kohlenstoffmessung. Sie könnte daher in Zukunft als Frühindikator für eine Verschlechterung der Grundwasserqualität dienen, bevor Grenzwerte überschritten werden. Während die Methode auf organischen Molekülen als Indikatoren für die Verschmutzung beruht, können die tatsächlichen Verunreinigungen alle Schadstoffe umfassen, die von der Oberfläche ausgewaschen werden.

Natürliche Filtration und ihre Grenzen

Grundwasser wird in der Regel durch Niederschläge, die durch den Boden sickern, wieder aufgefüllt. Fremdstoffe, die an der Oberfläche vom Regen aufgenommen werden, werden während des Transports durch den Boden durch Haftung an Bodenminerale entfernt oder von Bodenmikroben verstoffwechselt. Dieser natürliche Filtrationsprozess führt zu hochreinen Grundwasserressourcen. Regen kann jedoch manchmal schnell in tiefere Bodenschichten fließen. Dadurch umgeht das Wasser die Filtrierung, sodass gelöste Stoffe von der Oberfläche und den oberen Bodenschichten vermehrt in das Grundwasser transportiert werden.

Dies gilt insbesondere nach extremen Regenfällen und nach starker Trockenheit. Längere Dürreperioden führen zu großen Rissen im Boden und sie verringern auch die Aufnahme von Regenwasser in den oberen Bodenschichten. Unter solchen Bedingungen fließt das Wasser direkter ins Grundwasser oder läuft alternativ in Flüsse, Seen und Ozeane ab. Der Grundwasserspiegel wird dann nicht ausreichend aufgefüllt. Außerdem wird das Wasser mit unerwünschten und potenziell schädlichen Substanzen von der Oberfläche und den oberen Bodenschichten verunreinigt. Dazu gehören z. B. organische Stoffe, Herbizide und Pestizide, mikrobielle Produkte wie Antibiotika sowie andere Fremdstoffe.

Notwendigkeit eines nachhaltigen Wassermanagements

Angesichts des sich weiter verschärfenden Klimawandels fordern Forschende eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Grundwassermanagement. Sinkt die natürliche Wasserreinigung der Böden so erhöht das den Druck, dem unsere Gesellschaft bereits aufgrund sinkender Grundwasserspiegel ausgesetzt ist. Jüngste Untersuchungen warnen davor, dass der klimabedingte Rückgang der Grundwasserqualität den der anthropogenen Verschmutzung übertreffen könnte.

Die Reinigungsfähigkeit des Bodens ist besonders relevant für Gebiete, in denen das Grundwasser als sauber und trinkbar gilt, z. B. für Regionen in Mittelitalien, Nordostspanien, Zentral- und Südwestfrankreich sowie in ganz Deutschland. Gerd Gleixner, Leiter der Forschungsgruppe, fügt hinzu: „Unsere Methode wird dabei helfen, frühzeitig Risiken für Grundwasser zu erkennen, das als sauber und sicher für unsere Nutzung gilt. Unsere Forschungsergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, ein nachhaltiges Wassermanagement zu etablieren, zum Schutz dieser lebenswichtigen Ressource.“

Die Studie ist Teil des deutschen Sonderforschungsbereichs AquaDiva, einer interdisziplinären Initiative, geleitet von Kirsten Küsel, Susan Trumbore und Kai Totsche, die sich auf das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Oberflächen- und Untergrundökosystemen und deren Reaktion auf Umweltveränderungen konzentriert. Durch die Integration von Fachwissen aus den Bereichen Biogeochemie, Hydrogeologie und Mikrobiologie will AquaDiva die komplexen Prozesse aufdecken, die Grundwasserökosysteme steuern, und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel untersuchen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
apl. Prof. Dr. Gerd Gleixner
Max-Planck-Institut für Biogeochemie
03641 57-6172
ggleix@bgc-jena.mpg.de

Originalpublikation:
Schroeter, S.A., Orme, A.M., Lehmann, K. et al. Hydroclimatic extremes threaten groundwater quality and stability. Nat Commun 16, 720 (2025).
https://doi.org/10.1038/s41467-025-55890-2

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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