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Entwurf Merkblatt DWA-M 606 „Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie“

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Autor: Charlotte Quick

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Die DWA hat den Entwurf des Merkblatts DWA-M 606 „Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie“ veröffentlicht.

Seen sind wesentliche Elemente unserer Landschaft. Sie im bestmöglichen Zustand zu erhalten ist ein dringendes Gebot und eine gesetzliche Notwendigkeit, die sich aus der EG-Wasserrahmenrichtlinie ergibt. Seen sind vielfältigen Nutzungsansprüchen ausgesetzt. Gleichzeitig erfahren sie Belastungen, die unerwünschte Auswirkungen auf das Ökosystem haben und ihren guten Zustand bzw. angestrebte Nutzungen einschränken. Insbesondere die Eutrophierung dieser Gewässer kann erhebliche Störungen verursachen, deren Beseitigung oder Minderung oft aufwendige und teure Therapiemaßnahmen erfordern.

Das 2006 erschienene Merkblatt DWA-M 606 „Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie“ hat weite Verbreitung gefunden und dient Behörden, Verbänden, Ingenieurbüros, aber auch Lokalpolitikern und interessierten Privatpersonen als Orientierung. Das Merkblatt soll den aktuellen Stand der Technik darstellen und damit Basis für Planung und Durchführung von Maßnahmen sein. Entsprechend wichtig ist die regelmäßige Prüfung der Aktualität. Der Bedarf für die vorliegende Überarbeitung ergab sich aus regulatorischen Neuerungen (die EG-Wasserrahmenrichtlinie ist seit vielen Jahren etablierter Standard der Gewässerbewertung) und vor allem aus dem Zuwachs an Wissen und Erfahrung zu gewässerökologischen Grundlagen und zur Planung, Durchführung und Erfolgsaussichten von Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen.

Folgen der Klimakrise berücksichtigen

Seentherapie muss zudem zunehmend die Folgen der Klimakrise mitberücksichtigen, denn die Gewässergüte wird immer stärker durch Wassermengenprobleme und zahlreiche klimawandelbedingte Effekte beeinflusst, wie zum Beispiel veränderte Saisonalität von Schichtung- und Eisbedeckung mit Folgen für Sauerstoff- und Nährstoffverhältnisse, Veränderungen im gesamten Nahrungsnetz, insbesondere Auswirkungen auf das Artenspektrum des Phytoplanktons und das Auftreten von Cyanobakterien. Insgesamt muss davon ausgegangen werden, dass die Folgen der Klimakrise die Effekte der von Phosphor verursachten Eutrophierung noch verstärken und daher Maßnahmen der Seentherapie dringlicher werden.

Unverändert befasst sich das aktualisierte Merkblatt mit der Eutrophierung, denn dies ist nach wie vor das dominierende Problem für Seen und Talsperren und eine der größten Bedrohungen unserer Süßwasserressourcen in Deutschland und weltweit. Während der Bearbeitung stellte es sich als kniffelig/schwierig heraus, zu definieren, für welche Seengrößen die Aussagen des Merkblatts gelten sollen. Die großen Seen stehen zwar weithin im Fokus des Merkblatts, jedoch lassen sich viele Aussagen auch auf kleinere Standgewässer übertragen, auch wenn konkrete Größen-Abgrenzungen bewusst nur selten aufgenommen wurden. Hier bedarf es der Mitwirkung von Fachleuten mit limnologischem Sachverstand. Gleiches gilt für die eingeschränkte Übertragbarkeit auf künstliche Gewässer. Es besteht dringender Bedarf, das Wissen zur Ökologie und zur Bewirtschaftung auch kleinerer Seen und Kleingewässer in ähnlicher Form zusammenzufassen, denn in der Praxis spielen diese Gewässer aufgrund ihrer Anzahl und Verbreitung eine große Rolle.

Im Vergleich zur vorherigen Ausgabe wurden im vorliegenden, aktualisierten Merkblatt die limnologischen Grundlagen und die Grundlagen der Seentherapie inklusive der Nährstoffbilanzierung gestärkt, denn Seentherapie beschränkt sich nicht auf die Auswahl von (technischen) Maßnahmen, sondern erfordert Expertenwissen, um die Randbedingungen für einen wirksamen Einsatz der Maßnahmen abschätzen zu können.

Ausführlicher ist auch der Abschnitt zu Klassifikation und Bewertung von Seen, denn die ökologischen Bewertungsmethoden der EG-Wasserrahmenrichtlinie sind weitaus komplexer als die bisher genutzten Trophieklassifikationen. Die Bewertung von Seen nach EG-Wasserrahmenrichtlinie erfolgt zwar nach biologischen Qualitätskomponenten, deren Beeinflussung im Rahmen von Therapiemaßnahmen jedoch nur über die Nährstoffverfügbarkeit möglich ist. Erläutert sind daher auch die für die Praxis der Seentherapie wichtigen Klassifikations- und Bewertungsverfahren der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) und die Oberflächengewässerverordnung, da hier konkrete Zielwerte für Nährstoffkonzentrationen gegeben werden.

Der Abschnitt zu Stoffeinträgen soll nach grundlegender Überarbeitung eine Stoffeintragsbilanzierung für viele Situationen in der Praxis ermöglichen, was durch die Auflistung und Erläuterung von Stoffeintragsdaten für alle Pfade einschließlich deren Unsicherheit und auch durch die Nennung zahlreicher weiterführender Quellen erreicht wird.

Die Auswahl der im Merkblatt behandelten Maßnahmen sowie die Ausführlichkeit und Tiefe der Ausführungen steht in einem Verhältnis zur Relevanz, die die jeweilige Maßnahme in der Praxis hat oder aus Sicht der Arbeitsgruppe haben sollte. Einige Maßnahmen der älteren Ausgabe werden daher nur kurz erwähnt oder entfallen. Im Detail werden nur Maßnahmen behandelt, die (in der Regel auch international) wissenschaftlich abgesichert und in der Praxis erprobt sind. Übersichtsartig beschrieben und explizit gewarnt wird vor der Nutzung pseudowissenschaftlicher „alternativer“ Verfahren, die zahlreich auf dem Markt angeboten werden.

Obwohl der Fokus des Interesses oft bei den technischen internen Maßnahmen liegt, werden die Maßnahmen im Einzugsgebiet ausführlicher und detaillierter ausgeführt, denn Seentherapie ist keine exklusiv gewässerökologische Zuständigkeit, sondern eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe. Denn es ist fraglich, ob es sinnvoll ist am letzten Punkt der Kette – im See selbst – reparieren und kompensieren zu wollen, was durch Strukturänderungen unserer Kulturlandschaft und deren nährstoffintensive Nutzung verursacht wird. Das Merkblatt kann auch über limnologische Expertenkreise hinaus Anregungen und quantitative Hinweise geben, warum Seen oft nicht dem gewünschten Zustand entsprechen, und wie umfassend die Maßnahmen sein müssen, wenn Qualitätsverbesserungen erreicht werden sollen.

Das Merkblatt wurde von der DWA/DGL-Arbeitsgruppe GB-3.6 „Seentherapie“ (Sprecher: Dr. Björn Grüneberg) im Auftrag des DWA-Hauptausschusses „Gewässer und Boden“ erarbeitet und richtet sich an all jene, die mit der Planung und Durchführung von Seentherapien befasst sind, insbesondere an Behörden, Verbände, Ingenieurbüros, aber auch an Besitzer oder Pächter stehender Gewässer.

Frist zur Stellungnahme

Das Merkblatt DWA-M 606 „Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie“ wird bis zum 30. Juni 2023 öffentlich zur Diskussion gestellt. Hinweise und Anregungen sind schriftlich, vorzugsweise in digitaler Form, zu richten an:

DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dipl.-Geogr. Georg Schrenk, Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef; E-Mail: schrenk@dwa.de

Für den Zeitraum des öffentlichen Beteiligungsverfahrens kann der Entwurf kostenfrei im DWA-Entwurfsportal eingesehen werden: www.dwa.de/entwurfsportal. Dort ist auch eine digitale Vorlage zur Stellungnahme hinterlegt. Im DWA-Shop ist der Entwurf als Printversion oder als E-Book im PDF-Format erhältlich.

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