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Diagnose Wasserblindheit: Was die Deutschen nicht sehen

Die Deutschen wissen einer Studie zufolge zu wenig über den Einfluss des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser. Achim Spiller von der Universität Göttingen, einer der Studienautoren,  diagnostiziert der Gesellschaft eine „Wasserblindheit“. Die Studie wurde von der Zühlsdorf + Partner Marketingberatung und dem Lehrstuhl „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ der Universität Göttingen im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung durchgeführt.

von | 10.03.25

Die Deutschen wissen einer Studie zufolge zu wenig über den Einfluss des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser. Hier zu sehen: Ein Nutria hält sich die Augen zu.
Quelle: AdobeStock/Micha Trillhaase
Wasserblindheit; Nutria

Kürzlich veröffentlichten die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Wasseratlas, in dem auf die Umsetzungsprobleme bei Gesetzen und Programmen zum Gewässerschutz hingewiesen wurde. In diesem Wasseratlas sind auch wesentliche Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zum Thema Wasser erschienen: Welche Sicht haben die Menschen auf das Thema Wasser und gibt es eine gesellschaftliche Wasserblindheit? In der Studie Bürger:innen ab 16 Jahren dazu befragt, Hinsichtlich der Auswahl der Befragten wird die Gruppe als annähernd bevölkerungsrepräsentativ angegeben.

Wesentliche Ergebnisse

Trotz der bei den Befragten erhobenen großen Wertschätzung für das Thema Wasser gibt es die gesellschaftliche Wasserblindheit tatsächlich: Viele Menschen in Deutschland unterschätzen die Folgen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf oder setzen nur selten gezielte Wassersparmaßnahmen um. So gaben 87,1 % der Befragten in der Studie an, die Gesellschaft achte zu wenig oder eher zu wenig auf das Wasser. Fast die Hälfte der Befragten verzichte zudem auf relativ einfache, Geld sparende Maßnahmen wie die Nutzung von Sparknöpfen bei Spül- und Waschmaschinen. Nur etwa 20 %, vornehmlich Frauen, dachten, dass Wasser ernsthaft knapp ist.

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass es ein wachsendes Bewusstsein für den Wasserschutz gibt. Viele Menschen unterstützen politische Maßnahmen wie die Speicherung von Regenwasser, Rückhaltebecken oder strengere Vorgaben für wassersparende Produkte. Die Herausforderung besteht nun darin, Aufklärung zu fördern, um die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Wasserkrise deutlicher zu machen – und sowohl individuelle als auch politische Verantwortung zu stärken.

Worin zeigt sich die Wasserblindheit?

Die Wasserblindheit offenbart sich in diesen drei Bereichen:

  • Wissensdefizite: Es besteht ein mangelndes Verständnis über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen in Deutschland. Viele sind unsicher, ob sie sich mehr vor Hochwasser oder Dürre fürchten sollten und wann und wo solche Ereignisse auftreten könnten.

  • Individuelle Handlungseinschränkungen: Obwohl einfache und kostensparende Maßnahmen wie die Nutzung von Sparknöpfen bei Spül- und Waschmaschinen verfügbar sind, werden sie von fast der Hälfte der Befragten nicht genutzt. Zudem haben nur etwa 50 % besonders wassersparende Geräte angeschafft.

  • Gesellschaftliche Ebene: Es gibt nur eine bedingte Akzeptanz für ökonomische Anreize zum Wasserschutz.

Fehlende Gewichtung von Wasserproblemen

Laut Studie ist Wasser als Krisenthema relativ neu. In den Ergebnissen spiegelten sich daher noch Unsicherheiten und ungefestigte, spontane Meinungen. Dies zeige sich etwa in der fehlenden Gewichtung, welches der drei Probleme Hochwasser, Dürre und Wasserverschmutzung am dringlichsten anzugehen sei. Ein Grund dafür ist laut der Studie möglicherweise, dass der Großteil der Bevölkerung in Deutschland bisher selbst nicht stark mit Wasserproblemen konfrontiert war. Die meisten Betroffenen mit einem Anteil von zwölf Prozent habe es beim Hochwasser gegeben.

Zur Studie

Quelle: TAZ

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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