Der Internationale Weltfrauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert. Er hat seinen Ursprung in der frühen Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts und setzt sich für Gleichberechtigung, Frauenrechte und die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen ein.
Frauen unterstützen Frauen
Zum Weltfrauentag sprachen Frauke Ludwig, Leiterin Financial Management und Prokuristin bei den Harzwasserwerken, und Sarah Schrader, Referentin Unternehmenskommunikation, miteinander. Im Interview geht es um die Gründung eines Karriere-Frauen-Netzwerks, mehr Weiblichkeit in der Wirtschaft, Frauengesundheit und vieles mehr. Hier lesen Sie das Interview [3]:
Sarah Schrader: Hallo liebe Frauke, du bist Mitorganisatorin des Frauen-Netzwerks Unternehmerinnen Hildesheim. Warum habt ihr dieses Netzwerk gegründet?
Frauke Ludwig: Richtig, als Harzwasserwerke sind wir Mitglied bei Unternehmer Hildesheim e.V., ein Tochterverband von NiedersachsenMetall. Über die Jahre haben die Mitorganisatorinnen und ich in vielen geschäftlichen Terminen, Arbeitskreisen und Veranstaltungen gemerkt, dass wir als Frauen oft nicht angemessen repräsentiert waren und auch weiterhin oft nicht sind. Wir haben uns gefragt: Wie können wir da entgegenwirken? Wie können wir Frauen ermutigen, als Führungskräfte sichtbarer zu werden? Denn der weibliche Blick fehlt in unserer Wirtschaftswelt oft. Aus diesem Grund haben wir diese Arbeitsgruppe gegründet. Und die ersten beiden Treffen waren sehr erfolgreich mit über 60 Anmeldungen.
Welche Ziele verfolgt ihr mit dem Netzwerk?
In erster Linie wollen wir uns untereinander kennenlernen und vernetzen. Wir wollen Ideen generieren, von dem Erfahrungsaustausch profitieren und uns gegenseitig stärken. Jede der Frauen bringt natürlich ihre ganz eigene Karrieregeschichte mit ein. Ich zum Beispiel bis seit über 25 Jahren bei den Harzwasserwerken beschäftigt – und das lange Zeit als eine von wenigen Frauen mit Führungsverantwortung. Andere haben etwa als Soloselbstständige ganz andere Erfahrungen gemacht. So ist dann auch die Wahrnehmung unterschiedlich, wie weit es mit der Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist. Wenn man auf die vergangenen 25 Jahre schaut, hat sich aus meiner Sicht in Sachen Gleichstellung nicht genug getan.
Welche Themen interessieren Frauen in ihren Karrieren denn besonders? Würdest du sagen, dass dies andere sind als bei Männern?
Im Austausch höre ich immer wieder das Thema Frauengesundheit im Zusammenhang mit Karriere. Der weibliche Körper ist nun einmal anders als der männliche. Das Frauenherz schlägt anders als das Männerherz. Wir Frauen sind zyklische Wesen, unsere Hormone funktionieren ganz anders als die der Männer. Themen wie Schwangerschaft oder Wechseljahre betreffen den Frauenkörper. Männer haben diese Themen schlichtweg nicht. Und das in den Unternehmensalltag einfließen zu lassen und nicht zu ignorieren, finde ich sehr wichtig. Da sollte mehr getan werden.
Wir Frauen tendieren auch oft dazu, uns anzupassen an das doch sehr männlich geprägte Unternehmensumfeld. Das kann zum Beispiel sein, wie man sich kleidet oder glaubt sich kleiden zu müssen. Ich habe auch von einigen Frauen gehört, dass sie während ihrer Wechseljahre von ihrer Führungsposition zurücktreten, weil sie das Gefühl haben, dies körperlich nicht mehr zu schaffen. Wie kann man in der Wirtschaft hierauf Rücksicht nehmen?
Und: Häufig ist auch zu beobachten, dass Männer eher Männer einstellen – dazu gibt es auch Studien, die dies zeigen. Da möchte ich den Männern keine böse Absicht unterstellen, aber es wirken eben unterschwellige Mechanismen. Man bevorzugt Personen, die einem selbst ähneln oder näher sind.
Ich erlebe oft, dass erfolgreiche Frauen nicht über ihre Weiblichkeit, ihr Frau-Sein, sprechen möchten – wahrscheinlich, weil sie nicht mit der Frauenquote in Verbindung gebracht werden möchten oder weil sie ihren Erfolg nicht an ihr Geschlecht knüpfen möchten. Wie siehst du das? Wie war das bei deiner eigenen Karriere?
Ich würde mir wünschen, dass wir bei dieser Thematik gesellschaftlich weiter wären. Wir haben bei einem Treffen der Unternehmerinnen Hildesheim beispielsweise darüber gesprochen, welche Bilder es in einem auslöst, wenn man den Satz „Ich muss nach Hause, um mich um meine vier Kinder zu kümmern.“ einer Frau oder einem Mann zuschreibt. Diese Bilder sind sehr unterschiedlich. Ich war früher nie für eine Frauenquote aber die „Gläserne Decke“ existiert. Es ist für Frauen nicht selbstverständlich, durch diese nach oben aufzusteigen. Ich bin es persönlich auch nicht gewohnt, so viel über das Thema Frauen in Führung zu sprechen. Man möchte ja auch nicht als Emanze rüberkommen. Aber es ist einfach so wichtig, denn sonst verändert sich nichts. Daher möchten wir demnächst auch ein gemeinsames Format umsetzen mit den Unternehmer Hildesheim e.V., um auch die Männer in die Diskussion einzubeziehen. Ich bin davon überzeugt, dass der Austausch hierbei ganz wichtig ist.
Was können Frauen in Führung aber auch Unternehmen tun, um weibliche Fach- und Führungskräfte zu fördern?
Ich habe vor Kurzem zum Beispiel eine Werkstudentin und eine Praktikantin aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis in unser Unternehmen gebracht. Beide sind im MINT-Bereich unterwegs. Es geht darum, junge Frauen zu fördern und zu stärken. Und von Unternehmensseite sollte man auch Mädchen- oder Frauenprojekte stärker fördern. Aber wir sollten auch den Männern mehr Gelegenheit geben zum Beispiel über eine längere Zeit in Elternzeit zu gehen – den Männern also auch Freiräume schaffen, damit Frauen in Führung gehen können. Und das gleichzeitig mit der Familienphase. Hier können die skandinavischen Länder ein Vorbild sein. Dort finden zum Beispiel nach 16:00 keine Meetings mehr statt.
Mehr zum Weltfrauentag
Seit 1911 feiern Frauen den „Internationalen Tag der Frauen“, an dem weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wird. Der Tag soll die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf immer noch bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten richten. Und er will dazu ermutigen, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen. [1]
„Die Gleichstellung von Frauen und Mädchen ist ein Menschenrecht und eine grundlegende Voraussetzung für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, dass dieser Erkenntnis wirksame Maßnahmen folgen, die die Gleichstellung von Frauen und Mädchen voranbringen und strukturelle Benachteiligungen beseitigen. Wir müssen uns gemeinsam vorwärtsbewegen!“, sagt Elke Ferner, Vorstandsvorsitzende von UN Women Deutschland.
In einem gemeinsamen Appell wenden sich die nationalen Komitees für UN Women an die politischen Entscheidungsträger:innen der Welt und fordern schnelle und wirksame Maßnahmen für die Gleichstellung der Geschlechter. Unter anderem sollen patriarchale Strukturen und tief verwurzelte Ungleichheiten abgebaut sowie jegliche Form von Gewalt, Diskriminierung und Ausbeutung konsequent bekämpft werden. [2]
Quellen: