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Umbau im Wasserwerk soll Kapazitäten um 50% steigern

In Hamburg wird das Wasserwerk Stellingen modernisiert und erweitert. Vor allem Spitzenbedarfe im Sommer sollen auch künftig zuverlässig gedeckt werden.

von | 30.06.25

Transport von 6 Kesseln mit Schwerlastern vom Kreuzfahrtterminal Altona zum Wasserwerk Stellingen.
Quelle: HAMBURG-WASSER/Joerg Boethling
Hamburg; Filterkessel; Trinkwasser

Ein Verbundsystem aus 17 Wasserwerken stellt die Wasserversorgung in Hamburg sicher. Für den Hamburger Nordwesten ist das Wasserwerk Stellingen von großer Bedeutung. Aus insgesamt zwölf Brunnen werden derzeit 3,5 Mio. Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr aufbereitet. Das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von rund 100.000 Menschen.

Als Folge des Stadtwachstums werden die Bedarfe im Versorgungsgebiet künftig steigen. Um diese wachsenden Bedarfe bedienen zu können, plant Hamburg Wasser das Werk in Stellingen zu modernisieren. Ziel ist die Steigerung der Aufbereitungskapazität, indem eine weitere Brunnenfassung angebunden wird. Zudem sorgt der derzeit laufende Umbau der Filter dafür, dass mehr Grundwasser aufbereitet werden kann. Im Zuge des Umbaus erhöht Hamburg Wasser die Filterstrecke und den Überstau und vergrößert die Filterfläche. Diese Maßnahmen machen die Trinkwasseraufbereitung effizienter und erhöhen die Kapazität auf 700 bzw. 800 m³/h (von der aktuell nutzbaren Rohwassermenge 500 m³/h). Eine mögliche Erweiterung auf 1000 m³/h wird in der Planung bereits jetzt in Teilen berücksichtigt. Mit dieser Enderweiterung würde Hamburg Wasser die Kapazitäten des Wasserwerks Stellingen um 50 Prozent steigern.

Umbau: Erneuerung der Filterkessel im Bestand

Neue Filterkessel sollen für einen Ausbau der Aufbereitungskapazitäten im Wasserwerk Stellingen sorgen. Das ist insbesondere im Sommer notwendig, wenn es zu Spitzenabgaben kommt und die Wasserwerke auf Höchstlast laufen, weil große Mengen an Trinkwasser ins Netz eingespeist werden müssen. Zudem ist der Umbau nötig, weil das Rohwasser, das von den Brunnen des Wasserwerks Stellingen gefördert und zur Trinkwasseraufbereitung genutzt wird, eine hohe Konzentration an Eisen aufweist. Die neuen Filter sind auf die besondere Zusammensetzung dieses Rohwassers ausgelegt.

Hamburg; Filterkessel; Trinkwasser

Filter wird über das Werksdach eingehoben

Die sechs rund 90 Jahre alten Filterkessel im Wasserwerk Stellingen werden sukzessive zurückgebaut, um Platz für die neuen zu schaffen – und das im laufenden Betrieb. Das bringt besondere Herausforderungen mit sich. Einerseits findet der Umbau im Bestandsgebäude auf engster Fläche statt. Andererseits sollen die Arbeiten so nachhaltig, geräusch- und erschütterungsarm wie möglich ablaufen. Währenddessen läuft die normale Produktion 24/7 weiter, denn ins Netz wird rund um die Uhr frisches Trinkwasser eingespeist.

An jeder Position, an der zuvor ein alter und in Zukunft ein neuer Filterkessel stehen wird, wurden zunächst alle Fundamente erneuert und verstärkt, denn die neuen Filterkessel sind wesentlich größer und schwerer. Um die riesigen Filterbehälter nun nach und nach in die Halle zu bringen, ist die Hubkraft von zwei Kränen gefragt, denn die neuen Filter sind so groß, dass sie nur über das Dach des Filtergebäudes von oben eingehoben werden können. Die gewaltigen Behälter haben leer ein Gewicht von circa 22 Tonnen. Zwei Kräne heben jeden Filter an, drehen ihn in der Luft und tarieren ihn aus, um buchstäblich durch Dach und Zwischendecke des Filterhauses eingefädelt werden zu können. Ein Filter hat so bereits sein Ziel erreicht – fünf weitere werden noch folgen.

Rückgewinnung von Filterspülwasser

Um die Versorgung sicherzustellen, investiert Hamburg Wasser unter anderem in Projekte und Systeme, die sich mit der effizienteren und bedarfsgerechteren Nutzung der wertvollen Ressource Wasser beschäftigen. Auch im Wasserwerk Stellingen ist das der Fall, denn dort wird ein Verfahren eingesetzt, um das bei der Aufbereitung anfallende Prozesswasser wieder zu nutzen: Im Wasserwerk müssen die Filter regelmäßig gespült werden. In erster Linie sind sie dafür zuständig, Eisen und Mangan zurückzuhalten, was natürlicherweise im Grundwasser vorkommt. Die Spülung der Sandfilter ist notwendig, verbraucht aber viel Klarwasser. Im Zuge des Umbaus im Wasserwerk Stellingen wird ein neues System eingesetzt, um Filterspülwasser zurückzugewinnen. Dieses funktioniert durch Sedimentation (oder auch Ablagerung) von Trübstoffen.

Die Wiedernutzung des Wassers führt zu geringere Wasserverlust und mehr betrieblicher Effizienz. Rund 100.000 Kubikmeter Wasser werden auf diese Weise jedes Jahr in den Aufbereitungsprozess zurückgeführt. Die Klarwasserrückführung bringt gleich mehrere Vorteile: Sie erhöht die Wasserverfügbarkeit, verbessert die energetische und ökologische Bilanz der Rohwassernutzung – und sie hilft uns, den Betrieb wirtschaftlich zu optimieren. Denn im Vergleich zur Förderung von Tiefengrundwasser benötigt die Rückführung deutlich weniger Energie.

Vor allem in heißen Sommermonaten, wenn die Wasserbedarfe steigen, steht ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Wasser im Fokus. Um Spitzenabgaben in Hitzephasen abzupuffern, kann so bereits genutztes Prozesswasser – also das Wasser, was bei der Aufbereitung von Roh- zu Trinkwasser entsteht – wieder aufbereitet und dem Wasserkreislauf wieder zugeführt werden.


Quelle: Hamburg Wasser

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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