21. September 2023 Ι Gemäß der Trinkwasserverordnung ist es erforderlich, dass Wasser, das für den menschlichen Verbrauch bestimmt ist, sauber, genusstauglich und frei von Krankheitserregern ist. Während die Eigentümer von Hausbrunnen im privaten Sektor selbst dafür verantwortlich sind, stellen die Wasserwerke im öffentlichen Sektor sicher, dass das Wasser von geeigneter Qualität in das Leitungsnetz eingespeist wird. Es ist jedoch möglich, dass auf dem Weg zu den Haushalten und innerhalb des Hausleitungsnetzes bakteriologische Kontaminationen auftreten können.
In Deutschland nutzen etwa 700.000 Menschen ihr eigenes Trinkwasser aus Hausbrunnen oder Quellfassungen. Die Wasseranalysen, die von der AQA GmbH durchgeführt und vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB analysiert wurden, zeigen ein beunruhigendes Bild: Bei mindestens einem Indikator liegen 45,7 % der Hausbrunnen über den zulässigen Werten. Dies deutet darauf hin, dass das Wasser nur bedingt oder gar nicht zum Verzehr geeignet ist. Darüber hinaus weist jeder zehnte Hausbrunnen (9,2 %) einen erhöhten Nitratgrenzwert auf.
Die Herausforderungen der öffentlichen Wasserversorgung und die Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität
In der öffentlichen Versorgung ist die Situation aufgrund der strengen Kontrollen der Wasserwerke natürlich besser. Dennoch ist es überraschend, dass mehr als jede zwölfte Wasserprobe (7,9 %) “nicht” oder nur “bedingt” genusstauglich ist. Diese bakteriologische Belastung beinhaltet Krankheitserreger und Fäkalkeime – wobei der besonders resistente “Krankenhauskeim” Pseudomonas aeruginosa in 3,6 Prozent der Wasserproben aus Haushalten gefunden wurde. Hinzu kommen 9,9 % überschrittene chemisch-physikalische Werte (entspricht 6,1 % der Haushalte aufgrund von Doppel- oder Mehrfachüberschreitungen). Die Anzahl der chemisch-physikalischen Belastungen wird besonders deutlich, wenn man für Nitrat den in der Mineralwasserverordnung niedrigeren Wert von 10 mg/L heranzieht, der für die Zubereitung von Babynahrung gilt: Tatsächlich überschreiten 43 % der Proben diesen Wert. Und wenn man den ab Mitte Januar 2028 geltenden neuen Bleigrenzwert von 0,005 mg/L (statt bisher 0,01 mg/L) berücksichtigt, werden sich die Überschreitungen von derzeit 2,3 % auf 5,7 % mehr als verdoppeln.
»Weiß man über die Qualität und eventuellen Mängel des Trinkwassers Bescheid, kann man sich vorsorglich verhalten und die Nutzung des Wassers entsprechend anpassen«, so die an der Studie beteiligten Expertinnen und Experten. »Sind alle Werte in Ordnung, spricht nichts gegen eine tägliche und uneingeschränkte Nutzung – als Trinkwasser, für Tee oder Kaffee, Zubereitung von Speise etc. Ganz im Gegenteil: sofern unbedenklich steht das Leitungswasser jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und erspart Aufwand, Zeit und Geld.«
Extreme Wetterereignisse haben direkte Auswirkungen auf die Qualität der Wasserressourcen
Häufigere, extreme Wetterereignisse haben direkte Auswirkungen auf die vorhandenen Wasserressourcen und deren Qualität. Starke Regenfälle können schnell zu Überschwemmungen führen, wodurch kontaminiertes Oberflächenwasser in das Trinkwassersystem gelangen kann. Darüber hinaus können Dürreperioden und sehr hohe Temperaturen dazu führen, dass die Grundwasserspiegel an einigen Orten bereits deutlich sinken. Insbesondere Leitungssysteme, die nur wenig durchspült werden, sind dann anfällig für die Bildung von Keimreservoiren, auch als “Biofilme” bekannt. Hinzu kommt die Korrosion des Rohrsystems.
Wasser besitzt sowohl physikalische als auch optische Eigenschaften, wie zum Beispiel seine flüssige Form und Klarheit, aber auch chemische Eigenschaften. Es ist ein äußerst reaktiver Stoff, der Verbindungen mit seiner Umgebung eingeht, wann immer es möglich ist. So kann es auch Stoffe aus umgebenden Materialien wie Leitungen und Armaturen herauslösen, wie zum Beispiel die Schwermetalle Blei oder Nickel, und damit das Trinkwasser belasten. Die umgebenden Materialien verlieren dadurch ihre glatte Oberfläche und beginnen sogar zu korrodieren, was wiederum die Bildung von Biofilmen durch Keime und Bakterien begünstigen kann.
Verhalten und Nutzung anpassen
»Weiß man über die Qualität und eventuellen Mängel des Trinkwassers Bescheid, kann man sich vorsorglich verhalten und die Nutzung des Wassers entsprechend anpassen«, so die an der Studie beteiligten Expertinnen und Experten. »Sind alle Werte in Ordnung, spricht nichts gegen eine tägliche und uneingeschränkte Nutzung – als Trinkwasser, für Tee oder Kaffee, Zubereitung von Speise etc. Ganz im Gegenteil: sofern unbedenklich steht das Leitungswasser jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und erspart Aufwand, Zeit und Geld.«
Empfehlungen bei bakteriologischen Verunreinigungen
»Sollten bakteriologische Probleme vorliegen, sollte wenigstens der Perlator gereinigt oder gewechselt werden, da sich hier oft Verkeimungen ansammeln. Ggf. empfiehlt sich eine thermische oder chemische Desinfektion der Hausleitungen«, erläutern die Ersteller der Studie. »Im Falle von Hausbrunnen wird eine Brunnensanierung nötig sein bzw. der Einbau einer entsprechenden Desinfektionsanlage oder, wenn die Möglichkeit besteht, der direkte Anschluss an eine öffentliche Wasserleitung. Solange man sich nicht über den einwandfreien hygienischen Zustand sicher ist, empfiehlt es sich auch, das Wasser vor Gebrauch abzukochen.«
Empfehlungen bei chemisch-physikalischen Grenzwertüberschreitungen
»Bei chemisch-physikalischen Überschreitungen reicht es zumeist, das Wasser vor jedem Gebrauch für Trinken und Essen so lange laufen zu lassen, bis das Wasser nicht mehr kälter nachkommt. Dann ist gewährleistet, dass Frischwasser in den Hausleitungen ist und kein belastetes Stagnationswasser. Im Falle von höheren Nitratwerten ist vom Einsatz dieses Trinkwassers für die Zubereitung von Babynahrung abzusehen. Bei chemisch-physikalischen Überschreitungen hilft Abkochen nicht – ganz im Gegenteil: Dadurch kann sich die Konzentration dieser Stoffe im Wasser sogar erhöhen.«
Fazit
Wasser ist unser wichtigstes und das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. Es muss uns allerdings bewusst sein, dass auch dieses »verderben« und genussuntauglich werden kann. Das Wissen um die Wasserqualität im Haushalt ist dabei ein entscheidender Faktor für die Art der Nutzung.
»Bei Hausbrunnen empfiehlt es sich, mindestens alle fünf Jahre eine Analyse durchführen zu lassen – in Haushalten sollte man sich vor allem dann über eine Analyse Klarheit verschaffen, wenn sich die Lebenssituation (z. B. Geburt eines Kindes) geändert hat«, fasst AQA-Geschäftsführer Thomas Schlatte zusammen.